Montag, 2. Juli 2007

Stahlriesen planen Kooperation

von Kirsten Bialdiga (Düsseldorf)

Der weltweit viertgrößte Stahlhersteller Posco und Weltmarktführer Arcelor Mittal rücken enger zusammen. Sie erhoffen sich Preisvorteile durch größere Einkaufsmacht. Posco gilt als attraktives Übernahmeziel.

"Wir wollen unsere Kooperation ausbauen", sagte ein Sprecher des südkoreanischen Stahlkonzerns Posco der Nachrichtenagentur Bloomberg. In Detailfragen seien aber noch keine Ergebnisse erzielt worden. Arbeitsgruppen beider Konzerne träfen sich regelmäßig, um Kooperationen bei Projekten in Übersee oder auf der Beschaffungsseite auszuloten. "Von einer strategischen Allianz zu reden ginge aber zu weit", hieß es bei Posco weiter. Arcelor Mittal wollte dazu nicht Stellung nehmen.

Arcelor möchte von Poscos Asien-Erfahrungen profitieren
Arcelor möchte von Poscos Asien-Erfahrungen profitieren

Sollten die beiden Konzerne enger zusammenarbeiten, etwa beim Einkauf von Rohstoffen, hätten sie eine wesentlich größere Marktmacht in Preisverhandlungen mit den großen Eisenerzlieferanten aufzubieten. Zusammen kommen die Stahlkonzerne auf eine jährliche Produktion von 149 Millionen Tonnen - dies entspricht mehr als einem Zehntel der gesamten Weltstahlproduktion.

Durch eine vertiefte Kooperation würden die beiden Konzerne zugleich regionale Schwächen ausgleichen. So könnte Arcelor Mittal in Asien von Poscos Erfahrungen profitieren. Auf der anderen Seite erschlössen sich die Südkoreaner zusammen mit Arcelor Mittal weitere eigene Rohstoffquellen.

Eine komplette Übernahme Poscos durch Arcelor Mittal gilt in der Branche allerdings zurzeit als unwahrscheinlich. Zwar plant Konzernchef Lakshmi Mittal, die jährliche Stahlproduktion von zurzeit 118 Millionen Tonnen innerhalb von fünf Jahren auf 160 Millionen Tonnen zu steigern. Mit einer Übernahme Poscos käme Mittal diesem Ziel ein gutes Stück näher.

Doch nach der 32 Mrd. $ teuren Übernahme von Arcelor wäre eine solche Fusion nach Meinung von Branchenkennern finanziell zurzeit kaum zu stemmen: Posco kommt auf einen Börsenwert von rund 40 Mrd. $. Ein Besuch des Arcelor-Mittal-Vorstands Roland Junck beim Konkurrenten Posco im Februar hatte in den vergangenen Wochen dennoch Übernahmespekulationen entfacht.

Posco besonders profitabel

Posco ist nach Auffassung von Analysten zurzeit eines der attraktivsten Akquisitionsziele in der Branche, da der Konzern weltweit zu den profitabelsten Vertretern dieser Industrie zählt. Allerdings dürfte eine Übernahme auf politischen Widerstand stoßen. Es sei unwahrscheinlich, dass der südkoreanische Staat tatenlos zusehe, wenn ein ausländisches Unternehmen nach Posco greife, schreibt Marktexperte Jim Forbes von PricewaterhouseCoopers (PwC) in seiner jüngsten Studie.

Nach PwC-Berechnungen kommen die fünf größten Stahlkonzerne mittlerweile auf einen Marktanteil von 20 Prozent. Damit ist die Branche aber immer noch stärker zersplittert als etwa die Autoindustrie, wo der Anteil der fünf Großen bei über 45 Prozent liegt.

Die PwC-Experten rechnen daher kurzfristig mit weiteren Zusammenschlüssen. Dabei wird es nach Einschätzung von Marktbeobachtern vor allem zu Zusammenschlüssen auf regionaler Ebene kommen in Ländern wie Russland oder China. Als Übernahmekandidat gilt etwa der russische Stahlhersteller Magnitogorsk, an dem unter anderem wiederum Arcelor Mittal interessiert sein soll.

Die Arcelor-Übernahme will Mittal im vierten Quartal 2007 abschließen. Wie der Konzern mitteilte, soll Mittal Steel zunächst in einer eigenen Tochtergesellschaft mit dem Namen Arcelor Mittal aufgehen. Dies ist notwendig, um den Konzernsitz nach Luxemburg zu verlegen. In einem zweiten Schritt wird diese Tochtergesellschaft mit dem luxemburgischen Unternehmen Arcelor verschmolzen. Dabei können sieben Arcelor-Aktien gegen acht Arcelor-Mittal-Aktien eingetauscht werden. Dieses Angebot gilt nur für die sechs Prozent der Arcelor-Anteile, die Mittal bislang noch nicht gehören. Die Minderheitsaktionäre hatten dieses Umtauschverhältnis heftig kritisiert, da Mittal zum Zeitpunkt der Fusion im Juni 2006 für sieben Arcelor-Aktien elf Mittal-Anteile bezahlt hatte.

Sollten die verbliebenen Aktionäre wegen des verschlechterten Umtauschverhältnisses Klage einreichen, könnte dies die Fusion erneut verzögern. Bisher sei jedoch keine Klage eingegangen, hieß es.



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